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S A H A R   Z U K E R M A N  

The Promise, The Lion, The Omen

15. Oktober – 23. Dezember 2022

Öffnungszeiten

Di–Sa, 11 Uhr–18 Uhr

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Wir freuen uns sehr, die Ausstellung „The Promises, The Lion, The Omen“ des jungen israelischen Künstlers Sahar Zukerman in unserer Berliner Galerie präsentieren zu dürfen, der seit 2009 in Berlin lebt und zu den Vertretern einer neuen post-digitalen und pop-ikonographischen Malerei zählt.

Sammelkarten und Sticker rufen ein vertrautes, nostalgisches Gefühl von Kindheitserinnerung auf: die Aufregung, neue Sticker zu bekommen, oder endlich eine lang ersehnte Sammelkarte zu finden. (Und immer gibt es die besonders begehrten Motive, die so selten sind.) Es ist ein Spiel zwischen Sammeln und Austauschen, Hinzufügen und Aussortieren. Man fügt viele kleine Teile zu einem großen Ganzen zusammen. Ein bisschen verhält es sich auch im Werk von Sahar Zukerman so.

Zukerman greift in seiner Arbeit auf bestimmte Figuren und Motive zurück, die immer wieder – in verschiedenen Konstellationen – auftauchen. Gleich einem großzügigen Repertoire verfügt er über sie als Elemente einer Geschichte, die einzeln oder als Teil eines großen Ganzen gelesen werden können. Diese Motive, von Löwe und Seepferdchen bis Trommel und Blitz, stechen sofort und plakativ ins Auge. Plakativ ist hier im besten Sinne zu verstehen: Alles findet gleichwertig auf einer Ebene statt. Die Bilder sind schnell rezipierbar, markant und bunt. Hinzu kommt eine neue Technik, die in der Ausstellung erstmals zu sehen ist. Die Werkreihe „The Rare Winners“ bezieht sich explizit auf die Idee von Sammelkarten und ist auf Hologramm-Papier gemalt. Auch einige der Gemälde haben eine irisierende Farbschicht. (Die schön schillernden Motive sind bei Sammelkarten im Übrigen sehr gefragt.)

Die anziehende Oberfläche ist die eine Seite seiner künstlerischen Methodik. Die Auswahl der Motive zeugt auf der anderen Seite von einer intensiven inhaltlichen Auseinandersetzung mit der Welt und ihrer Beschaffenheit, ihrer jahrtausendealten Symbolik. Zukerman vereint mit seiner ausladenden, malerischen Geste biblische, politische ubd popkulturelle Themen. Der brennende Dornbusch – für den Künstler das ultimative Emblem von Dualität – ist ein Zitat aus dem Alten Testament. Zukerman transferiert die „alte“ Geschichte in eine zeitgenössische Metapher. Was kann die alttestamentarische Erzählung heute noch aussagen? Bringt der Dornbusch das erlösende Feuer, das den Neuanfang einleitet, oder steht er für die ultimative Zerstörung der Natur, die wir verschulden?

 

Das knallgelbe Eis am Stiel steht dem gefühlt diametral entgegen. Es ist ein Versprechen von heißen Sommertagen und Schwerelosigkeit. Doch die Flammen, die das Objekt umringen, scheinen vor der Verführungsmacht des zuckersüßen Geschmacks zu warnen. Soll die Süße die bittere Realität vergessen machen? Zukerman greift auf dieses breite Spektrum selbstverständlich und ohne Zurückhaltung zu.

 

Es sind Symbole einer vor allem jüdisch und christlich geprägten Kulturgeschichte, die der Künstler aus seiner persönlichen Lebenserfahrung bestens kennt. Er erinnert, dass die lang tradierten Geschichten nicht so weit weg sind von unserem heutigen Wertekanon inmitten von Konsumrausch und Kapitalismus. Aug und Aug, Zahn um Zahn scheinen manchmal sogar wieder an neuem Zuspruch zu gewinnen.

Man kann Sammelkarten als nostalgisches Relikt betrachten. Man kann den Wunsch nach Akkumulation und Will-haben, der dahintersteckt, allerdings auch als nach wie vor sehr starke Treiber der Gesellschaft und des Individuums begreifen. Zukerman malt schöne, humorvolle und ansprechende Bilderzählungen, um deren inhärente Ambivalenz sogleich zu demaskieren. Nichts ist sicher und vor allem, nichts ist eindeutig. Zukerman zeichnet eine Welt, die sich noch nicht zwischen Gut und Böse entschieden hat, dies auch nie tun wird. Es ist vielmehr das mehrdeutig Offene, das so vortrefflich in den Bann zieht und nicht mehr loslässt.

Sahar Zukerman wurde 1985 in England geboren und wuchs in Tel Aviv auf. Er studierte von 2009 bis 2014 an der Universität der Künste in Berlin, wo er seither lebt und arbeitet. Seine Werke waren bereits in zahlreichen internationalen Solo- und Gruppenausstellungen zu sehen, u.a. in Wien, Berlin, Jerusalem, Tel Aviv, London, Moskau, Köln, Leipzig und Dresden.

 

Dr. Kristina Schrei

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