S I M U R G. Z E H N
K Ü N S T L E R I N N E N
A U S I R A N.
Yalda Afsah, Mehraneh Atashi, Ramesch Daha, Nooshin Farhid, Parastou Forouhar, Mona Kasra, Anahita Razmi, Neda Saeedi, Farkhondeh Shahroudi, Soheila Sokhanvari
Kuratiert von Başak Şenova
28. April – 17. Juni 2023
Öffnungszeiten
Di–Sa, 11–18 Uhr
Fasanenstrasse 29
10719 Berlin
Vom Ort der Unbescheidenheit kommt eine bescheidene Ausstellung, die es Künstlerinnen in der Diaspora, wie mir, ermöglicht, Aussagen über unseren Platz in der Welt und den Platz der Welt in unserem Leben zu treffen.
Ramesch Daha, Künstlerin und Präsidentin der Wiener Secession
Das iranische Regime hat ein Apartheidsystem gegen Frauen errichtet. Deshalb ist die Frage der Gleichberechtigung von Mann und Frau entscheidend für die Demokratiebewegung im Iran.
Parastou Forouhar, Künstlerin
Die Ausstellung „Simurg. Zehn Künstlerinnen aus Iran.“ findet im Rahmen des Gallery Weekend Berlin statt und beschäftigt sich mit Fragen der Erinnerung, Überwachung, Identitätspolitik sowie wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen. Sie wurde von Basak Senova, Professorin für Research an der Universität für Angewandte Kunst in Wien, kuratiert und ist von der Legende des Simurg inspiriert.
Der Simurg ist ein prächtiger, mit geheimnisvollen Kräften ausgestatteter Vogel aus der persischen Mythologie. Er taucht seit Jahrtausenden in verschiedensten Überlieferungen, Erzählungen und Abwandlungen auf. Die bekannteste geht auf den islamischen Dichter Fariduddin Attar und sein Epos „Konferenz der Vögel“ aus dem 12. Jahrhundert zurück.
Bei Attar treffen sich tausende Vögel, um ihren König zu wählen. Eine Einigung scheint unmöglich, da schlägt der kluge Wiedehopf vor, man möge doch den großen, mächtigen Simurg suchen und ihn zum König küren. So begeben sich die Vögel auf die Reise zum Küh-e-Qāf, einem Berg, der als Heimat des Simurg und Hort der Weisheit gilt.
Auf dem Weg dorthin müssen sie sieben Täler durchqueren – die Täler des Verlangens, der Liebe, des Wissens, der Entsagung, der Einheit, des Erstaunens und der Zerstörung. Der Flug ist so beschwerlich, dass immer mehr Vögel aufgeben und nur 30 übrig bleiben. Nur sie - diese 30 Vögel, von denen jeder für ein charakterliches Hindernis zur Selbsterkenntnis steht – überwinden alle Hürden und erreichen den Küh-e-Qāf. Dort angekommen steuern sie auf das Nest des Simurg zu, finden aber nur einen großen, glitzernden Bergsee, in dem sich ihre eigenen Köpfe spiegeln. Damit bekommt die Legende vom Simurg eine Wendung, die der Dichter mit einem Wortspiel verbindet: „Si“ bedeutet im Persischen 30, „murg“ Vogel.
Die mühevolle Reise zum Simurg kann sowohl als Sinnbild für das Leben hunderttausender Iraner*innen in der Diaspora betrachtet werden, als auch für die aktuelle, aber aus einer langen, komplexen Entwicklung resultierende Situation im Iran selbst.
Bewusst konzentriert sich die Ausstellung daher nicht auf plakative, schlaglichtartige Werke sondern auf vielschichtige, subtile Arbeiten, die ein breites Spektrum an Themen und Formen umfassen, sich mit persönlichen oder übergeordneten Identitätsfragen beschäftigen und Brücken zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart schlagen. Ebenso bewusst rückt die Kuratorin Başak Şenova markante Positionen und aussagekräftige Werke von iranischen Künstlerinnen aus der Diaspora in den Vordergrund: "Die meisten von ihnen haben ihre Reise im Iran begonnen; zwei wurden außerhalb des Landes geboren. Alle tragen aber verschiedene Formen des immateriellen Erbes ihrer Heimat oder Herkunft mit sich. Durch vielfältige Untersuchungsstränge, Befunde und Beispiele stellen sie in ihren Werken differenzierte Zusammenhänge her, die über Generationen hinweg reichen".
Gezeigt werden Werke von Yalda Afsah, Parastou Forouhar, Anahita Razmi, Neda Saeedi, Farkhondeh Shahroudi und Soheila Sokhanvari, die allesamt in Deutschland leben, Mona Kasra und Mehraneh Atashi, die in den USA tätig sind, Nooshin Farhid, die ihren Lebensmittelpunkt in Großbritannien hat, und Ramesch Daha, die in Österreich ansässig ist.
Die Herangehens- und Produktionsweisen der zehn Künstlerinnen sind vielfältig und divers. Sie arbeiten in den verschiedensten Bereichen und mit den unterschiedlichsten Medien, darunter Malerei, Zeichnung, Objekt, Rauminstallation, Fotografie, Druckgrafik, Video und Film. Alle aber eint, dass sie weltweit anerkannt sind und ihre Arbeiten laufend in großen, internationalen Kunstinstitutionen präsentiert werden.
Die Ausstellung „Simurg. Zehn Künstlerinnen aus Iran.“ versteht sich als bescheidene Geste der Solidarität mit den Frauen in Iran.